Orgelbauer Friedemann Seitz zurück in Königshofen
An den Stätten seiner Kindheit ist momentan der Orgelbauer Friedemann Seitz beruflich tätig:
Er kam als Sechsjähriger 1968 mit seiner Familie nach Königshofen, wo sein Vater – Dr. Gottfried Seitz – sechs Jahre lang als Pfarrer eingesetzt war. Fachmann Seitz unterzieht die Königshöfer Orgel aktuell einer Generalüberholung und führt notwendige Reparaturen aus. Seine ganze Familie sei Königshofen in freundlicher Erinnerung sehr zugetan und pflegt nach wie vor gute Verbindungen in den Gemeindeteil der Marktgemeinde Bechhofen. So logiert Friedemann Seitz während der Orgelrenovierung bei seinem Schulfreund Reiner Burkhardt, welcher zugleich in Königshofen als Organist wirkt.
Dieser war es auch, welcher den Orgelbauer in den vergangenen Jahren über den Zustand des Instruments und die Pläne der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde auf dem Laufenden hielt. Mehrere Gutachten seien erstellt worden – in diesen wurde zu teilweise drastischen Maßnahmen geraten: Von sehr umfangreichen Renovierungen bis hin zu einem kompletten Austausch des Instruments war in den Expertisen die Rede. Das hätte jeweils die Kirchengemeinde finanziell überfordert.
Dies ist nicht der handwerkliche Ansatz von Friedemann Seitz. Er betont die gute Substanz der Orgel – einige der Pfeifen stammen aus dem 18. Jahrhundert. Dem Musikfachmann war wichtig, bei der Renovierung die Kosten in einem erträglichen Rahmen zu halten. An der Orgel führt Seitz mehrere Arbeiten aus: Das technische Problem war, dass die Windregulierung nicht stabil war. Friedemann Seitz geht dies nun so an, dass künftig nur noch mit einem Balg der Wind für alle drei Werke reguliert wird und nicht mehr individuell, wie bisher.
Das Expertengutachten schlug eine wesentlich aufwendigere Lösung vor, die viele Wochen Arbeit und entsprechend hohe Kosten bedeutet hätte. Fast nebenbei wird Seitz die Orgel reinigen. Besonders wichtig ist ihm die klangliche Arbeit an der Königin der Instrumente: Ihm sei es ein Anliegen, dass die Organisten sich mit dem Instrument ausdrücken könnten. Darum stelle er wieder einen angenehmen Klang her, weil dieser in der Vergangenheit recht unausgewogen war.
Bei einer Besprechung führte er Ortspfarrer Michael Weber den Unterschied vor und nach der Anpassung vor. Laut Fachmann Seitz sollen diese Maßnahmen für Jahrzehnte ausreichen – ein regelmäßiges Stimmen wie bei Klavieren haben Orgeln nicht nötig.
Gefragt, was sich in Königshofen am meisten verändert habe, antwortet Friedemann Seitz: „Die Höfe stehen noch fast unverändert, aber die meisten haben ihre eigentliche Funktion verloren, weil dort nicht mehr aktiv Landwirtschaft betrieben wird.“ Er erzählt von vielen freundlichen Begegnungen mit Königshöfern während der letzten Tage. Ihn erfülle es mit Freude, nun das Instrument herzurichten, an dem er selbst seine „ersten Gehversuche“ gemacht habe.
Heute ist mit einer Orgelbauwerkstätte in Kaufbeuren selbstständig. Im Lauf seines langen Berufslebens ist er viel herumgekommen: Seitz arbeitete jeweils mehrere Jahre in Altbayern, dem Schwarzwald und Ostfriesland. Laut Pfarrer Michael Weber soll das Kirchgeld 2025 für die Orgelrenovierung verwendet werden. Der Ortsgeistliche zeigte sich erfreut, dass die Gesamtkosten für die zwei bis drei Wochen Arbeit wohl unter 10.000 € bleiben werden. Weber äußerte den Wunsch, auf lange Sicht eine Orgelstiftung zu etablieren, um künftigen Generationen den Erhalt der Orgel zu ermöglichen.
Foto/Text: Johannes Flierl




